Kartons werden ausgepackt, Cuvées in den Kühlschrank gestellt, Instrumente aus dem Auto geladen. In weniger als einer Stunde findet hier eine geile Rock Soul and Blues Session statt.
Das Art Stalker, im spießigen Bezirk Charlottenburg hat so gar nichts mit den Vorurteilen eigen. Es ist,als wäre man in eine coole Bar in Friedrichshain gebeamt worden. Der Ami, der nachher Frontsänger der Band ist,hat mich schon begrüßt und über die Berliner Kultur ausgefragt. Dabei hat er mindestens zehnmal “will be great” und “oh,awesome” wiederholt.
Langsam finden sich die ersten Gäste ein und wollen bedient werden. Werden sie auch. Apfelschorle! Verlangt eine korpulente Frau, Mitte 40. Wieso trinkt man bei einem Rockkonzert Apfelschorle? So ein Konzert verbindet man doch mit besoffenen Gästen, die irgendetwas kaputt machen, die headbangen zu irgendeinem ACDC Lied. Aber doch niemanden,der Apfelschorle trinkt. Der Ami säuft Bier. Ein Rollberg, das Hausbier. Es ist ein herbes Tröpfchen mit knapp 6% Alkohol. Der wird abgehen auf der Bühne. Hauptsache keine Apfelschorle!
Die Besitzer, Jenny und Olaf sind voll im Stress. So einen Laden zu führen ist nicht einfach,aber sie lieben es. Alles daran. Selbst die negativen Seiten. Denn aus denen lernt man,wie man es das nächste mal nicht macht. Die beiden sind cool drauf,für jeden Mist zu haben. Jenny schlägt jeden beim Dart. Und wenn mal nicht,dann droht sie allen mit Hausverbot. Olaf tanzt einfach super. Und manchmal, wenn nur noch Stammgäste da sind,dann demonstrieren sie auch ihr Know-how in Sachen Tanzbein schwingen.
Ich sitze an der Bar und genieße die Aussicht auf eine große Auswahl an alkoholischen Getränken. Der Don Julio ist mein Favorit. Aber heute trinke ich Gin.
Zu meinem Gin Sour passt die Reggae Version von “I shot the Sheriff”. Die Band ist großartig. Meine Finger tippen den Takt auf die Bartheke. Anderthalb Stunden waren für ihren Auftritt vorgesehen. Als sie aufhören, sind zweieinhalb um. Es war großartig. Das Art Stalker ist voll mit Menschen, die grundauf verschieden sind und doch zusammen das Wochenende genießen. Und es ist tatsächlich ein Zusammensein, denn hier unterhält sich jeder mit jedem. Jeder prostet seinem Nachbarn zu und sobald jeder besoffen ist, umarmt sich hier auch jeder.
Ich bin hier, weil meine Freundin hier an der Bar arbeitet. Klar hab ich dadurch einen Vorteil. Mal ist es der freie Eintritt, so wie heute. Mal ist es der Jungferntrank eines von ihr neu entwickelten Cocktails. Und ganz oft ist es einfach das Verständnis, dass ich hier gewünscht bin. Nicht nur von meiner Freundin, sondern tatsächlich von allen, die gern in das Art Stalker kommen. Und ist es nicht das, was Menschen sich wünschen? Erwartet zu werden und Freude in den Gesichtern zu sehen, die einen grüßen…
Mehr zu sehen auf www.art-stalker.de