Nudelsuppe und viel zu enge Gassen

Ok, Vietnam löst Thailand in der Kategorie“schlechter Kaffee“ ab. So etwas wiederliches hab ich noch nie getrunken. Wobei der Nachgeschmack nicht schlecht ist. Nur das Schlucken fällt schwer. Grauenhaft!

Ich bin heute um 6 Uhr früh aufgestanden und wollte eigentlich direkt los,aber mein Körper wollte anders. Deswegen bin ich noch bis 9 liegen geblieben. Jetzt habe ich noch genügend Zeit um lecker essen zu gehen.
Und das mach ich auch. Eine traditionelle Nudelsuppe mit Rind. Die Nudeln sind weiß. Und es wird sehr viel Grünzeug beigelegt,aber genau so wollte ich das auch. 

Während ich esse und feststelle,wie zart die Nudeln sind und im Prinzip auf der Zunge zergehen, diskutiert die Besitzerin des süßen Cafés mit ihrem Sohn,der gleichzeitig auch Kellner ist. Mit der Kinderarbeit sieht es in Vietnam sehr schlimm aus. Kinder laufen mit Körben herum,in denen sie allerlei Krimskrams haben,das sie versuchen den Touristen anzudrehen. Mein Herz würde ihnen am liebsten alles abkaufen,aber ich weiß,dass sie dann nur in diesem Vorgehen bestärkt werden,nicht die Schule zu besuchen,sondern Geld für sich und die Familie zu verdienen. 
Mit Etikette haben es die Vietnamesen auch nicht besonders. In der Zeit,in der ich im Café saß,hat irgendjemand mindestens 5 Mal gefurzt. Ich bin für vieles offen,aber das erträgt meine pedantisch-besaitete Ader nicht. 
Die quirlige Rezeptionistin war heute wieder so unglaublich freundlich,dass ich gewillt bin zu glauben,dass der ganze geschriebene Mist in den Foren einfach nicht stimmen kann. 

Die Häuser stehen eng beieinander. Ich habe in Bangkok winzige Gassen zwischen Häusern gesehen und dachte das ist das Limit. Ich habe mich schwer getäuscht 🙂 

Bei einigen Gassen bekomme ich schon vom Gucken Platzangst und, ehrlich gesagt, glaube ich,dass ich da mit meinen Proportionen gar nicht hindurchpasse. 

Ich probiere es erst gar nicht. 

Aber ein Bild davon, geht immer. 

Das Rauchverbot in Gaststätten haben die Vietnamesen ignoriert. Zum Glück! Aber es ist hier auch nachvollziehbar, überall sind Klimaanlagen und Ventilatoren,da ist der Rauch eh schnell wieder raus. Jetzt sehe ich den zweiten Jungen,der hat mir die Suppe zubereitet. Und er ist auch maximal 13 Jahre alt. 
Ein zwiespältiges Gefühl ist es,hier zu sein. Das hätte ich mir vor einigen Monaten noch gar nicht denken können. Übrigens Zigaretten kosten mich hier ganze 0,81 Euro. Das ist nochmal 1,20 billiger,als in Thailand. 

Übrigens,ein Glück,dass ich mein Rückflugticket schon gekauft habe,sonst hätte ich keines bekommen. Zum Unabhängigkeitstag verreisen die Vietnamesen nämlich selbst und es wird schier unmöglich ein Flug-,ein Zug-,oder ein Busticket zu kaufen. 
Die Suppe war köstlich und gegessen. Jetzt breche ich auf zum Lenin Park! Nur noch einen letzten Schluck vom grausamen Kaffee und los geht’s!

Das wird kein Zuckerschlecken!!!

Der Noi Bai Flughafen jagt mir Angst ein. Nicht weil er so groß ist,sondern, weil mich unzählige Taxifahrer umzingeln und versuchen Fahrten anzudrehen. 

Ich war schon gestern sehr skeptisch, nachdem ich mich durch diverse Vietnam Foren gelesen habe. Misstrauen wuchs in mir. Am Flughafen angekommen, wurde dieses Misstrauen nur noch stärker. Ich lese nie wieder in Foren. 
Ich weiß jetzt,wo ich meine Angst vor Straßen kurieren kann. In Hanoi. Es ist noch heftiger als in Bangkok. Bangkok war ein Zuckerschlecken im Vergleich. Ich will Bangkoks Straßen zurück. Hier werden mitunter die meisten Verkehrsunfälle vermerkt. Um die Straße zu überqueren, braucht es echt an Cojones,die ich nicht habe. Und der Engländer,der genauso lange mit mir da stand und sich nicht traute, scheinbar auch 😉 
Mein Hotel ist inmitten der Altstadt Hanois. Von hier aus kommt man im Prinzip ohne Taxi überall hin. Wenn man nur Karten lesen könnte…

(190 verdammte Meter bin ich eine halbe Stunde rauf und runter gelaufen, bis ich endlich am Hotel ankam 🙂 )

Das sollten Lehrer an Schulen unterrichten,wie man Karten ließt,wie man Millionen von Vietnam Dong in Euro umrechnet.  Und nicht diesen ganzen Mist…

Aus meinem Fenster öffnet sich mir ein wundervoller Ausblick auf … eine Wand. Aber der Rest ist so liebevoll gemacht,dass ich es gedanklich gar nicht wage,mich zu beschweren. Das Mädchen von der Rezeption war so lieb, mir eine Karte zusammen zu stellen,hat mir alle Wege erklärt (die hab ich nach einer halben Minute schon wieder vergessen), hat mir ein anderes Zimmer angeboten,welches ein großes Bett,anstatt zwei kleiner hat, ohne Aufpreis wohlgemerkt! Und die haben heißes Wasser, wovon ich die letzten Tage nur träumen konnte. Und ich liebe es! 

Wenn ich schreibe, wonach ich gerade auf der Suche bin,wird meine Mutter vor Entsetzen (freudig,oder nicht,ist mir schleierhaft) aufspringen. Hier gibt es den Lenin Park und den versuche ich zu finden. Die verehren ihn hier immer noch. In Russland werden seine Monumente abgerissen mit oppositionellem Fanatismus und hier wird er verehrt. 

Ich esse die vietnamesischen Frühlingsrollen, trinke mein Hanoi Bier und entspanne mich langsam,aber sicher. Mir gefallen die Menschen, insbesondere ihre einfache Art zu leben, mir gefällt auch teilweise ihre Regierungsform. Teilweise,weil ich nicht nur vom Hörensagen die andere Seite der Medaille kenne. Ich habe zwar nur die Jahre direkt nach dem Zerfall der Sowjetunion mitbekommen,aber selbst die war schon ausreichend,um zu verstehen,dass das nicht die beste Art ist, ein Land zu regieren.

Es wird schon dunkel. Kann ich mir abschminken,den Park heute noch zu finden. 

Aber das Mädchen von der Rezeption meinte eh,dass es morgen sinnvoller ist. Am 2. September wird hier der Tag der Unabhängigkeit gefeiert. Und die Proben laufen schon täglich im voraus. Wie in Russland! 

Deshalb belasse ich es heute bei meiner kleinen Straßen-Therapie und den großartigen Frühlingsrollen, und gehe ins Bett. Vorausgesetzt,ich finde mein Hotel wieder….

Schwarze Schafe und ich darunter…

Den Unterschied zwischen Thais und Vietnamesen merke ich schon im Gate am Flughafen. Sie sind anders. Sie lächeln weniger. Vor allem dann,wenn sich Blicke treffen. Die Thais reagieren in einer solchen Situation mit gebücktem Gang und einem breiten Lächeln von einem Ohr zum anderen. Die Vietnamesen nicht. 

Ich hatte gestern einen sehr anstrengenden Tag,den ich immer noch nicht ganz verkraftet habe. Das Flugzeug,mit dem ich von Surat Thani nach Bangkok fliegen sollte,musste in Chumphon notlanden. Wir hatten so starke Turbulenzen,dass ich mir, wie auf einem Trampolin vorkam. Mich hat es noch bis tief in die Nacht geschüttelt. Es ging alles recht schnell von statten am Flughafen Chumphon. Wir wurden kurz mit Getränken versorgt und schon wieder zum nächsten Flugzeug geführt. Widerwillig bestieg ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Flugzeug! Aber man darf nicht stehen bleiben,nur weil man Angst hat. 
Um 12 Uhr nachts kam ich schließlich in Bangkok an, buchte ein Hotel und besorgte mir noch schnell das Ticket nach Hanoi. Ich war kurz davor,alles abzublasen und die restlichen Tage in Sicherheit in Bangkok zu bleiben. Dort kenne ich mich ja schon ein wenig aus. Nach intensiver, autogener Kopfarbeit beschloss ich mir Hanoi doch nicht entgehen zu lassen. 
Ich fuhr zum Hotel,um mich noch ewig im Bett herum zu wälzen und über den vergangenen Tag zu sinnieren. Irgendwann gegen 2 bin ich eingeschlafen. 
Um 5:40 klingelte mein Wecker-Hahn. Ich glaube der hat das ganze Hotel geweckt 🙂 
Und ich bin erst beim 3ten Krähen aufgestanden. Um 10 Uhr fliege ich wieder los. Dabei bin ich schon so fertig. Mein Rücken scheint ADS zu haben und meldet sich regelmäßig im Schmerzzentrum. Mein Knie und meine Hüfte tun mir auch weh. Kurz denke ich darüber nach, woran es liegen könnte. Am mangelden Sport,oder doch vom Rucksack-Schleppen? Hab mir zwar vorgenommen mich nach dem Urlaub endlich in einem Fitnessstudio anzumelden,aber ich hoffe trotzdem, dass die Schmerzen vom Rucksack stammen,denn das würde mir nicht suggerieren,dass ich älter werde :/
Eine Vietnamesin hat sich jetzt mir gegenüber auf drei Sitzen breit gemacht. Mein deutscher Pedantismus sträubt sich. Meine russische Simplizität lässt mich selbst gähnen,ohne die Hand davor zu halten. Man gewöhnt sich schnell an solche Dinge. Überall Schuhe ausziehen, beim Essen reden und darauf pfeifen,ob der Mund halb voll,oder halb leer ist. Vielleicht ist das auch richtig so. Die westliche Welt bürgt sich selbst nur noch mehr Dinge auf,die sie im Endeffekt einhalten muss. Dabei zwingt sie doch keiner. 
Tja,die Vietnamesen sind auch lauter als Thais. Im Shuttle zum Flugzeug muss ich mich arg zusammenreißen,damit ich einen Jungen nicht zusammenscheiße, aufgrund seines Gebrüll. Er war wirklich unglaublich laut. Nicht nur ich habe mich mehrfach nach ihm gedreht,um ihm einen vorwurfsvollen Blick zu zu werfen. Aber wie gesagt,den Asiaten ist so etwas egal.